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Der österreichische Kleinwindkraftmarkt

Österreich ist ein Land der Berge, ein Land am Strome, ein Land der Äcker, ein Land der Dome. Aber auch ein Land der Kleinwindkraft?

Um dies zu beantworten, wurden im Rahmen des österreichischen Kleinwindkraftreports, Erhebungen durchgeführt. Befragt wurden Netzbetreiber, Landesförderstellen, österreichische und internationale Unternehmen (Hersteller, Planer, Errichter, Händler und Vertriebsorganisationen), welche am österreichischen Kleinwindkraftmarkt aktiv sind. Informationen zum Kleinwindkraftreport und den Report als Download finden Sie hier.

Die wesentlichsten  Einflussgrößen für den Kleinwindkraftmarkt in Österreich sind: 

  • Die rechtliche Situation
  • Die Qualitäts- und Zertifizierungsthemen
  • Die Wirtschaftlichkeit und die Kosten der Kleinwindanlage
  • Das Interesse der Bevölkerung

Die Anzahl österreichischer Kleinwindkraftanlagen liegt bei insgesamt 327 Stück (Stand  Ende 2015) mit einer Gesamtleistung von 1.533 kW. Vor allem Anlagen unter 10 kW  Leistung kommen zum Einsatz.

Dieser Wert gilt als Richtwert, da vollständige  Dateninformationen nicht vorhanden sind.
Die Anlagenzahl wurde im Rahmen des Kleinwindkraftreports 2015 erhoben. Grundlage dafür war die Befragung von ausgewählten NetzbetreiberInnen und österreichischen aber auch internationalen Unternehmen im Bereich der Kleinwindkraft. Dazu zählten Hersteller, Planer, Händler und Vertriebsorganisationen. 

Hinweis 
In der Auswertung der Daten variierten die Ergebnisse je nach Befragungsgruppe und Leistungsbereich der Kleinwindkraftanlagen. Grund dafür ist unter anderem, dass nur ausgewählte Netzbetreiber befragt wurden und nicht von allen angefragten Unternehmen eine Rückmeldung erfolgte. Zum anderen werden Kleinwindkraftanlagen im kleinen Leistungsbereich unter 1 kW nicht gemeldet. 95,8% der in Betrieb befindlichen Anlagen sind Horizontalläufer sind.

Dieses Ergebnis ähnelt dem 2012 herausgegebenen  Small Wind World Report. Demzufolge sind 74% der Hersteller von  Kleinwindkraftanlagen auf Typen mit horizontaler Achse spezialisiert. Auch im  Bereich der Zertifizierung richten sich Normen und Standards der verschiedenen  Länder nach Anlagen mit horizontaler Achse.

Aktuell liegen die Kosten für Kleinwindkraftanlagen in einer Größenordnung von zirka  3.000 € bis 6.000 € pro kW Leistung. Im Durchschnitt pendeln sich die zu  erwartenden Kosten bei ungefähr € 4.000/kW ein. Somit liegt der Preis für eine 5 kW Anlage bei zirka 20.000 €. 

2012 veröffentlichte das Fraunhofer IWES eine Studie  zum Thema Fertigungskostenpotenziale bei kleinen Windenergieanlagen. Die Studie kam zu dem Schluss, dass vor allem der Mast ein erhebliches  Einsparungspotenzial mit sich bringt. Durch Verwendung neuer Materialien und  Herstellungstechniken sowie durch eine verbesserte Logistik könnte eine  Reduzierung der Kosten erreicht werden.

Am  österreichischen Kleinwindkraftmarkt treten Hersteller, Vertriebsorganisationen sowie Planer und Errichter aus Österreich als auch aus dem Ausland (vor allem Deutschland) auf.

Laut Kleinwindkraftreport stammen  knapp 76% der in Österreich bis Ende 2015 installierten Anlagen von  österreichischen Herstellern.
24% wurden aus Deutschland und China importiert  und entweder direkt vom Hersteller bzw. vom nationalen Vertriebspartner, Planer  oder Errichter in Österreich vertrieben.

Zum Zeitpunkt der Erhebung für den Marktreport beschäftigten sich 9 Unternehmen in Österreich mit der Produktion und Optimierung von Kleinwindkrafträdern.  Einige bearbeiten bereits aktiv den österreichischen Markt  mit ihren Anlagen, andere befinden sich noch im Prototypstadium. Jedoch ist die Tendenz am österreichischen Markt stagnierend. Zurückzuführen ist dies auf die vorherrschenden Rahmenbedingungen.

Um eine Kleinwindkraftanlage in Österreich verkaufen zu  dürfen, braucht es keinen Zertifizierungsnachweis. Im internationalen  Vergleich, ist dies schon fast eine Ausnahme.  Da die Kleinwindkraftanlage in Österreich nach wie vor ein Nischenprodukt ist, wird eine freiwillige, aufwändige und teure Zertifizierung  nach internationalem Standard von vielen Kleinwind-Herstellern nicht in  Betracht gezogen. 
Gerade im Genehmigungsverfahren verlangen die zuständigen Behörden jedoch meistens Zertifizierungsnachweise. Hier beginnt die Schwierigkeit. 

Um ein Produkt im europäischen Raum auf den Markt zu bringen, bedarf es prinzipiell der Einhaltung folgender Richtlinien, die auch für Windenergieanlagen Gültigkeit haben:

  • CE-Richtlinien Allgemeine Produktsicherheit
  • Richtlinie über die Haftung für fehlerhafte Produkte
  • Richtlinie über die Durchführung von Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der ArbeitnehmerInnen bei der Arbeit
2012 wurde von den Amtssachverständigen (ASV) der Bundesländer der Fachbereiche Elektro-, Maschinen-, Bau- und Umwelttechnik ein Anforderungskatalog erarbeitet, der den Behörden bei der Genehmigung von Kleinwindkraftanlagen dienen soll. 

Dieser Anforderungskatalog deckt primär die Themen Sicherheit, Statik und Dokumentation ab. Leistungsfähigkeit und Qualität (Dauerbetriebssicherheit, technische Verfügbarkeit, Wartungsanfälligkeit,...) werden darin jedoch nicht abgedeckt.

Mit Stand Jänner 2017 existieren unter anderem folgende internationale Normen und Standards für die Zertifizierung von Kleinwindkraftanlagen:
  • Internationale Norm IEC 61400-2 (kostenpflichtig)
Aufgrund der hohen Anforderungen der internationalen Norm IEC 61400-2 gibt es in einigen Ländern der Kleinwindkraftszene vereinfachte Zertifizierungsverfahren.

Das sind unter anderem:
  • In der USA der SWCC Standard
  • In England der MCS Standard
  • In Japan und Dänemark gibt es ebenfalls nationale Standards

Eine weitere Abwandlung zur Zertifizierung ist die Verwendung eines Labels als Qualitätsnachweis einer Kleinwindkraftanlage.
Die internationale Energieagentur (IEA) arbeitet im Rahmen des Forschungsprojektes IEA Wind Task 27 an der Entwicklung eines Kleinwindkraft-Labels. Im Fokus des Labels liegen die Tests bei Kleinwindkraftanlagen auf Testfeldern.

Denn Kleinwindkraftanlagen unterliegen einer hohen mechanischen Belastung. Die Sicherheit muss gegeben sein, da die Ermüdungen von Bauteilen oder auch Konstruktionsfehler oft erst durch den längeren Betrieb einer Anlage sichtbar werden. Durch die Tests werden Daten zur Qualität und Leistungsperformance einer Kleinwindkraftanlage gewonnen. Zur besseren Vergleichbarkeit von Kleinwindanlagen muss man überprüfen, falls Testergebnisse vorliegen, welche Testbedingungen vorgeherrscht haben. 

Die Durchführung von Feldtests ist unverzichtbar, da im Windkanal die realen Windverhältnisse nicht simuliert werden. Dies zeigten auch die Erfahrungen im Energieforschungspark. Diese gilt als die österreichische Anlaufstelle für die Durchführung von Kleinwindkrafttests bzw. Zertifizierungen.

  • Leistung und Jahresstromertrag
  • Spitzenbelastung
  • Dauerbelastung
  • Sicherheit
Wenn Prüfungsergebnisse vorliegen, stellen sich folgende Fragen:
  • Wer hat den Test durchgeführt (unabhängige Experten, Hersteller selbst etc.) und
  • Wo (Testfeld, Windkanal etc.) fand dieser statt ? 
Unabhängige Institute müssen akkreditierte Unternehmen und herstellerneutral sein.
In Österreich gibt es zur Teilzertifizierung keine Anlaufstellen. Die Hersteller müssten ihre Anlagen z.B. nach Deutschland liefern, um diese zertifizieren zu lassen. 

Jedoch werden in Österreich am Energieforschungspark Lichtenegg Kleinwindkraftanlagen unterschiedlichster Hersteller durch unabhängige Experten getestet und geprüft. Das Testfeld in Österreich kann nicht zur offiziellen Zertifizierung herangezogen werden, da dies selbst keine Zertifizierung nach IEC-Norm aufweist.

In Dänemark, in den USA und in Frankreich gibt es staatliche Testfelder. Für eine offizielle Zertifizierung der Kleinwindkraftanlage (z.B. IEC 61400-2) werden die Prüfungsergebnisse durch eine weitere Organisation verifiziert (z.B. TÜV-Süd, etc.). Die Zertifizierungsdokumente werden vom Zertifizierer ausgestellt. Der Zeitraum für eine Vollzertifizierung liegt bei 12 - 24 Monaten.

Hinweis
Wenn eine komplette Anlage zertifiziert wurde, werden die Prüfungsdokumente bzw. die Ergebnisse sicher gerne bereit gestellt. Zum Beispiel werden in England die Anlagen veröffentlicht, die den MCS-Standard erfüllen.

Treiber

  • Nationale und internationale Klimaziele und Entwicklungen
  • Steigendes Umweltbewusstsein in der Bevölkerung
  • Streben nach stärkerer Energieunabhängigkeit
  • Ergänzung zur PV (Energieerzeugung in der Nacht und den Wintermonaten)
  • Informationsveranstaltungen, Forschungs-und Entwicklungsaktivitäten sowie Referenzprojekte

Hemmnisse
  • Fehlende Wirtschaftlichkeit
  • Fehlende Förderungen
  • Langwierige, teils willkürliche Genehmigungsverfahren sowie unterschiedliche Anforderungen in den Bundesländern
  • Mangelnde Markttransparenz aufgrund fehlender verpflichtender Qualitäts- und Leistungstests
  • Fehlender Wissenstransfer bzw. mangelnde Aufklärung der Bevölkerung
  • Photovoltaik meist erste Wahl für Eigenstromproduktion
  • Unseriöse HerstellerInnen bzw. HändlerInnen und Vertriebsorganisationen
  • Fehlendes Servicenetz vieler Anbieter von Kleinwindkraftanlagen
  • Mangelndes Commitment der Politik zur Kleinwindkraft

Wo bekommt man eine Kleinwindkraftanlage her?

Augen auf beim Kauf! Der Marktreport 2016 der Plattform www.klein-windkraftanlagen.com bietet eine gute Übersicht über getestete Anlagen. ...

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